„Die Kneipe war unser Wohnzimmer“

„Wer nichts wird, wird Wirt“ – so heißt es im Volksmund. Wilfried Kreuels ist seit 50 Jahren Wirt und bekam dafür jetzt eine Urkunde überreicht.

„Mein Vater hat immer zu mir gesagt: ’Trinke nie in deiner eigenen Kneipe’ und da ich nie in anderen Kneipen war, habe ich auch nicht getrunken“, mit diesem Satz ist Wilfried Kreuels der wohl unwirteste Wirt, zumindest wenn es nach der Meinung einer seiner Bekannten geht. Trotzdem ist er mit diesem väterlichen Rat 50 Jahre sehr gut gefahren, denn erst vor Kurzem erhielt der Breyeller Wirt eine Urkunde der DEHOGA (Deutscher Hotel- und Gaststättenverband) für seinen 50-jährigen Dienst hinter der Theke seiner Gaststätte.

1968 sahen die Pläne des 13-jährigen Wilfrieds allerdings ganz anders aus: den Lehrvertrag zum Metzger in der Tasche, wollte er nach Leverkusen ziehen. Doch erstens kommt es anders und zweitens als man denkt: Sein Vater bekam einen Herzinfarkt, und damit war seine Mutter von jetzt auf gleich in der Kneipe auf sich gestellt. „Das hätte meine Mutter niemals alleine geschafft“, sagt Kreuels. Also hieß es: ran an die Theke! Gläser füllen, Gläser spülen, Aschenbecher säubern und bedienen. So wuchs Wilfried Kreuels in das Gewerbe hinein und könnte sich rückblickend wohl auch nichts anderes mehr vorstellen.

Anekdoten gibt es etliche: Ob der Dorfapotheker, der nach drei Gläsern Bier immer mit einem Bierglas auf dem Kopf durch die Kneipe schwebte, oder der Brauch einiger junger Herren, Bierdeckel durch den Wirtsraum zu werfen, damit der Wirt wusste, dass es an der Zeit war, eine Runde Sekt für die Frauen zu schmeißen. Natürlich haben auch schon Fußballgrößen wie Günter Netzer oder Berti Vogts im Kreuels am Stammtisch gesessen. „Bei Freundschaftsspielen gegen Breyell sind die Fußballer im Anschluss hier eingekehrt. Ja, das waren noch Zeiten.“

Wenn Wilfried Kreuels anfängt zu erzählen, spürt der Zuhörer die Wehmut über „die alten Zeiten“, denn eines stellt auch er fest: „Im Grunde ist die Kneipenkultur tot. Das Nichtraucherschutzgesetz hat uns viele Einbußen gebracht, Skatclubs haben wir hier keine mehr. Früher zogen die Leute von Hinsbeck, über Boisheim nach Breyell und Kaldenkirchen. Von Kneipe zu Kneipe. Das macht doch heute keiner mehr.“ Doch beklagen wolle er sich auch nicht. Das Kreuels hat trotzdem seine Stammkunden, und der Saal wie auch die Kegelbahn werden rege genutzt.

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Angefangen hat alles 1963, als Willi und Wilma Kreuels mit ihren Söhnen Wilfried und Ludwig von Lobberich nach Breyell zogen. In Lobberich hatten sie die Gaststätte „Zur ewigen Lampe“ betrieben, dann übernahmen sie das „Hotel zur Post“ in Breyell und eröffneten am 25. Januar 1963 unter dem Namen „Hotel Kreuels“ neu. Das heutige „Bierkultur im Kreuels“ wird seit 2009 offiziell von Wilfrieds Sohn Alexander geführt. Natürlich wurde im Laufe der vielen Jahre einiges erneuert. „Die Kegelbahn hat mein Vater meiner Mutter zur Silberhochzeit geschenkt, und wir haben uns 1982 ein Wohnzimmer in den Wohnräumen über der Kneipe gegönnt. Meine Eltern hatten sowas nicht, da es hieß es immer nur: ’Die Kneipe ist unser Wohnzimmer’.“

(Report Anzeigenblatt)