Treffpunkt an der blauen Tonne

An der Dilborner Straße gibt es seit einem Jahr eine neue Tradition: immer wenn die Blaue Tonne an die Straße gestellt werden muss, treffen sich die Nachbarn bei Familie Dericks auf einen gemütlichen Plausch.

„Unsere Nachbarschaft an der Dilkrather Straße ist etwas ganz Besonderes“, sind sich alle Anwesenden einig und lachen. Hier sei jeder für den anderen da und man verbringe gerne Zeit miteinander.

Seit über 30 Jahren stellen die Nachbarn schon auf dem Grundstück von Matthias Dericks (78) einen Maibaum auf und feiern den 1. Mai. Auch Pfingsten trifft man sich anlässlich des Schützenfestes zum gemeinsamen Schmücken. „Beim letzten Mal haben wir dann festgestellt, dass wir uns irgendwie nicht regelmäßig genug sehen – da hatte ich dann die Idee, dass wir uns immer am Vorabend des Abholens der Blauen Tonne treffen könnten. Der Abstand von vier Wochen schien gerade richtig, man hat sich etwas zu erzählen, nervt sich aber nicht durch zu viel Kontakt und man kann sich den Termin gut merken“, erzählt Katharina Bohnen (29), Enkelin von Johanna Jansen (78), dem ältesten Mitglied der Nachbarschaft. Sie sei zwar in Brempt aufgewachsen, habe aber bereits als Kind viel Zeit in der Dilborner Straße verbracht, erinnert sie sich. Seit einigen Jahren wohnt sie nun selbst dort. „Hier lässt es sich super leben, es gibt eine tolle Dorfgemeinschaft und auf die Nachbarn kann man sich immer verlassen“, betont sie.

Ihre Idee wurde sofort begeistert und tatkräftig umgesetzt, das Grundstück von Familie Dericks deshalb gewählt, weil es zur Straße hin eine lange Mauer in Sitzhöhe hat. „Hier können wir im Sommer alle gemütlich zusammensitzen“, erklärt Katharina Bohnen. Ungefähr 15 bis 20 Personen kommen seit einem knappen Jahr alle vier Wochen zusammen, wenn sie abends ihre Blaue Tonne an den Straßenrand stellen.

Zum Treffen bringt jeder Getränke, Snacks und Leckereien mit. Nachbar Willy Haas hat ein blaues Brett gebaut, dass perfekt auf die Blaue Tonne passt: dort wird das Mitgebrachte dann abgestellt. Eine andere Nachbarin, Tanja Bohnen, hat eine transportable Bierbank geschreinert, die einfach wie eine Schubkarre versetzt werden kann und eine extra Vorrichtung zum sicheren Abstellen eines Bierkastens hat.

„Im ersten Sommer war das ja alles prima, aber ehrlich gesagt habe ich damit gerechnet, dass das Ganze im Winter ,einschlafen’ könnte“, sagt Katharina Bohnen. Matthias Dericks ergänzt augenzwinkernd: „Es war typisch für diese Nachbarschaft, dass wir rasch Lösungen gefunden haben!“ Man verlagerte das Event auf den Hof der Familie Dericks unter ein Vordach und organisierte einen Feuerkorb und Glühwein, so dass eine Wärmequelle für alle da war.

„Solange es solche Dinge gibt, funktioniert Gemeinschaft und unsere Gesellschaft“, sagt Matthias Dericks nachdenklich und die Anwesenden nicken zustimmend und prosten sich zu.

(Report Anzeigenblatt)