Wertschätzung erfahren

Die Zukunft der „Kaufbar“ ist gesichert. Das Vorzeigeprojekt zur Wiedereinstiegshilfe für Arbeitssuchende hat nun mit einer neu gegründeten gemeinnützigen GmbH der Vereine Suchtberatung Kontakt-Rat-Hilfe und Brückenbau einen Nachfolgeträger gefunden.

In den zwei Niederlassungen der „Kaufbar“ gibt es auf insgesamt 1000 Quadratmetern „Erstklassiges aus 2. Hand“: ein Kinderbett für fünf Euro etwa oder ein Golfbag mit sechs Hölzern und zehn Eisen für ganze 60 Euro, aber auch Haushaltswaren, Bücher oder modische Kleidung. Alles stammt aus Haushaltsauflösungen und Spenden. Jedes einzelne Teil wurde sorgsam sortiert, denn nur saubere und intakte Sachen werden zum Verkauf angeboten.

Wer will, kann in der „Kaufbar“ für wenige hundert Euro eine komplette Wohnungseinrichtung bekommen - und all das mit dem guten Gedanken der Nachhaltigkeit, denn nicht immer muss alles gleich weggeworfen werden oder neu sein, um seinen Zweck zu erfüllen. Ladenhüter gibt es hier nicht, denn jede Warengruppe hat feste Standlaufzeiten. Danach werden unverkaufte Artikel aus dem Sortiment genommen und durch neue Waren ersetzt. „Es lohnt sich also für Besucher aus allen Gesellschaftsgruppen hier regelmäßig vorbeizukommen. Wenn man ein geringes Einkommen nachweisen kann, gibt es an der Kasse auf alle Waren sogar nochmal einen Nachlass von 20 Prozent“, sagt Betriebsleiter Mario Trittin. Aber hier kann nicht nur günstig eingekauft werden.

Das Projekt „Kaufbar“ qualifiziert Menschen mit Vermittlungshemmnissen im Rahmen öffentlich geförderter Beschäftigung für den sogenannten „Ersten Arbeitsmarkt“. Rund 70 Frauen und Männer sind so in den vergangenen beiden Jahren an Arbeitsabläufe herangeführt worden, momentan arbeiten hier sieben Personen Vollzeit und elf in Teilzeit, sie werden nach Tarif bezahlt. Das Motto lautet: Aus Arbeit in Arbeit. „Alle haben hier gelernt, sich selbst etwas zuzutrauen, um Arbeitgeber von sich zu überzeugen“, sagt Reiner Lennertz, Geschäftsführer der neuen GmbH und Leiter der Suchtberatung Kontakt-Rat-Hilfe. Die Mitarbeiter holen die gespendeten Artikel auf Wunsch ab, bereiten sie für den Verkauf auf, sorgen für eine ansprechende Präsentation, beraten die Kunden oder kümmern sich um die Pflege der Website. Sie werden dabei von Anleitern und Ausbildern begleitet. So ist das Projekt auch für Johann Grünen (54) eine neue Chance, der seit Februar hier als Vollzeitkraft arbeitet. „Ich war über 35 Jahre selbstständig mit einem großen Antikhandel und bin durch Krankheit und Sucht komplett abgestürzt, habe alles verloren: Job, Familie, Zuhause, Selbstachtung“, erzählt der Vater von vier Kindern. Und er fährt fort: „In der ’Kaufbar’ kann ich nun wieder mein ganzes Können einbringen, es tut unglaublich gut, diese Wertschätzung zu erfahren.“

(Report Anzeigenblatt)