Schon immer abseits der Norm

Volkmar Hess ist in der Viersener Kulturszene wahrlich ein „bunter Hund“. Den Hutträger mit dem Faible für seine „Schellackschätzchen“ kennt man einfach. Mit seinem Projekt „Kulturquartett“ möchte Volkmar Hess nun neue Wege für die Viersener Kulturszene ebnen.

Nicht nur darüber sprach Extra-Tipp-Redakteur Daniel Uebber mit Volkmar Hess.

Herr Hess, Deutschland diskutiert über das abermals schlechte Abschneiden beim Eurovision Song Contest. Schauen Sie selbst eigentlich solche Formate?

Volkmar Hess:

Schon. Der deutsche Beitrag plätscherte so dahin. Mein Favorit war Österreich. Es ist ja nicht so, dass ich nur Musik von der Schallplatte oder dem Grammophon höre.

Trotzdem verbindet man Sie in Viersen genau damit. Woher stammt eigentlich Ihre Leidenschaft für die alten Tonträger?

Schon als Kind hatte ich einen Musikgeschmack abseits der Norm. Alte Platten von Caruso habe ich damals kennengelernt. Bis heute lässt mich diese Musik nicht mehr los. Später habe ich dann ein Faible für die Tanzmusik der 20er Jahre entwickelt, noch später kam Rock’n’Roll dazu.

Könnten Sie sich diese Musik auch von einem MP 3-Player anhören?

Nein. Es ist ja so: Wenn man eine Schellackplatte auflegt, ist das mit jeder Menge Aufwand verbunden: Man muss die Nadel spannen, auf die Platte legen usw. Und das alles nur, um zwei bis drei Minuten einen Song zu hören. Das Ergebnis: man hört viel bewusster zu, als wenn man mal eben eine MP 3 abspielt. Da ist mir ein Plattenspieler lieber.

Apropos Grammophon. Warum sind Sie als Dülkener eigentlich mit Ihrem Grammophon-Museum in Dormagen beheimatet - und nicht hier in Dülken oder Viersen?

Wir wollten ja damals in das alte Waisenhaus ziehen. Aber die Nachbarschaft wolte das nicht, weil Sie durch den Publikumsverkehr eine zu große Belästigung fürchtete. Das kann ich heute auch gut nachvollziehen, weil wir doch über das Jahr mehrere Tausend Besucher haben. Aber als wir dann in Viersen nach einem Ersatzort suchten, hieß es von Seiten der Politik und Verwaltung nur, man könne für uns nichts tun. Daraus habe ich dann meine Schlüsse gezogen und die Immobilie in Dormagen gekauft.

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Dennoch: Verstecken braucht sich die Kreisstadt nicht mit ihrem kulturellen Angebot.

Das stimmt. An Angeboten mangelt es nicht. Aber was mir ein bisschen fehlt, ist die Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Stadtteilen. Letztendlich kochen Viersen mit dem Südstadtsommer, Dülken mit Kulturbunt oder Süchteln und Boisheim mit ihren Veranstaltungsreihen alle ihr eigenes Süppchen.

Ist es den Besuchern einer kulturellen Veranstaltung nicht egal, ob diese Veranstaltung Teil einer Reihe ist?

Grundsätzlich haben Sie Recht. Aber mit dem Projekt ’Kulturquartett’ haben wir es geschafft, Menschen aus der Szene an einen Tisch zu bringen, und das über die Stadtteilgrenzen hinaus, die vorher noch nicht an einem Tisch saßen. Dadurch entsteht eine neue Kreativität, von der letztendlich auch die Besucher der Veranstaltungen profitieren werden.

Was steckt hinter dem Kulturquartett?

Allein das Wort ’Quartett’ sagt es schon aus: Wir wollen eine Veranstaltungsreihe schaffen, die über die einzelnen Stadtteilgrenzen hinausgeht und die vier Standorte Viersen, Dülken, Süchteln und Boisheim vereint.

Gibt es schon konkrete Pläne zur Umsetzung?

Oh ja. Ende November gab es ein Auftakttreffen, zu dem viele Menschen aus der Kulturszene Viersens gekommen waren. Innerhalb vier Treffen haben wir ein Programm auf die Beine gestellt, was die Menschen begeistern wird. Und wir haben es geschafft, Veranstaltungsorte in allen vier Stadtteilen zu finden.

Verraten Sie schon einige Programm-Highlights?

Nein, es soll noch ein bisschen spannend sein. Am 9. Juni werden wir das Programm vorstellen. Aber natürlich wird es wieder die eine oder andere Reise in die Zeit der Grammophone, der Schellackschätzchen geben.

(Report Anzeigenblatt)