Wiederbelebung mit Popmusik

Über 20 Jahre ist der Erste-Hilfe-Grundlehrgang jetzt bei mir her, das Wissen um die richtigen Schritte im Notfall verblasst. Warum also nicht mal das Erste Hilfe-Einmaleins auffrischen. Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) Viersen bietet dafür viele Möglichkeiten.

Der Auslöser für den Gedanken, sich mal wieder in der Ersten Hilfe fit zu machen – ein (wie sich später herausstellte) harmloser Schwächeanfall eines Gastes beim Familienfest. Doch was tun? Einige ratlose Gesichter, leichte Panik, Hilflosigkeit, Angst, das Falsche zu tun. Das reichte – mit vier Frauen haben wir uns beim Erste-Hilfe-Lehrgang angemeldet, um einfach besser gewappnet zu sein. Und vor allem im Notfall theoretisch zu wissen, was man selbst tun kann.

„Die Maßnahmen sind einfach, nur die Situation ist schwer. Erste Hilfe geschieht immer in einer Stresssituation“, weiß Rolf Tendies, seit über 25 Jahren als Ausbilder im Kreisverband Viersen des Deutschen Roten Kreuzes tätig. Wer von uns 13 Teilnehmern mal Ersthelfer wird, sei reiner Zufall. Aber, je mehr man tun kann, desto besser geht es dem Patient.

Rolf Tendies weiß: „Nur acht Prozent aller Notfälle passieren im Straßenverkehr, 20 bis 25 Prozent im Betrieb, die meisten Fälle im Freizeitbereich und Haushalt.“ Und wir lernen als Sofortmaßnahme: in den meisten Fällen ist es Hilfe rufen und auf sich aufmerksam machen. Sonst haben wir eine unterlassene Hilfeleistung. Fakt ist aber auch: Ersthelfer haften nicht für das, was sie tun und sind auch nicht zum Erfolg verpflichtet.

Jetzt geht es ran an den Verbandskasten, der genau zehn Teile enthält. „Das meiste ist keimarm, keimfrei ist kaum möglich“, erklärt Tendies. Und dass diese zerbrechlich aussehende Schere auch durch Gürtel schneidet, das wussten wir auch nicht. Doch jetzt zur Praxis. „Über 90 Prozent der Notfälle muss man improvisieren, weil man nichts zur Verfügung hat“, sagt Ausbilder Tendies. Na, zum Glück haben wir jetzt Wundverbände, mit denen wir im Team üben und anlegen können. Auch der psychologischen Wirkung eines Verbandes solle man sich bewusst werden – eine Wunde, die man abdecke, sehe man nicht, und schmerze auch nicht mehr so sehr.

Und noch mehr Infos: Wie viel Blut haben wir im Körper? 80 Milliliter pro Kilogramm. Ab 20 Prozent Verlust besteht Lebensgefahr. Was macht man mit einem ausgeschlagenen Zahn mit Wurzel? In einer keimfreien Flüssigkeit, etwa Milch, aufbewahren, schnell zum Arzt, so kann er wieder eingesetzt werden.

Und wohin kommt das Warndreieck auf der Autobahn? „200 Meter Abstand zum Unfall ist einzuhalten. Durch Fehlverhalten bei Unfällen gibt es die meisten Toten“, berichtet Rolf Tendies. Nach einem Verkehrsunfall steht auch das Absichern der Unfallstelle und das Retten aus der Gefahrenzone an erster Stelle. „Sicherheit geht immer vor!“ Übrigens werden alle 112-Notrufe für sechs Monate gespeichert.

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Als nächstes steht der Test bei Verdacht auf Schlaganfall auf dem Programm: F-A-S-T steht dabei für Face (Gesicht – lächeln), Arms (Arme heben), Speech (Sprache – einfacher Satz sprechen) und Time (Zeit, alles innerhalb von 30 Sekunden und Notruf wählen).

Nach dem Umgang mit Gelenkverletzungen, Brüchen, Verbrennungen, Schäden durch Hitze, Kälte, Gift und Strom kommen wir auch zum Thema „Lebensrettende Sofortmaßnahmen“. Die stabile Seitenlage habe ich vor 20 Jahren auch anders erklärt bekommen. „Das ist überholt, heutzutage wird der Arm nur angewinkelt. Vor zwei Jahrzehnten gab es auch noch kein Defibrillationsgerät (AED), dessen Bedienung nun geübt wird. An der „Little Anne“, der Dame ohne Arme und Beine (diese werden beim kleinen Blutkreislauf nicht versorgt!) erfolgen Herzdruckmassage und Beatmung. Stille unter den Teilnehmern, als Rolf Tendies den heftigen Eingriff zur Wiederbelebung vormacht. „Es ist martialisch, aber wenn er das nicht tut, hat die Person keine Chance“. Auch wenn man ein Knirschen höre, solle man weiter machen. Nach dem Rhythmus 30:2, 30 Mal Druck auf das Brustbein (maximal sechs Zentimeter tief eindrücken) und zwei Mal beatmen, wird geübt. Wenn man sich den Song „Stayin’ Alive“ dabei vorstellt, kann das helfen. Nicht nur weil der Titel reflektiert, worum es bei der Wiederbelebung geht, sondern weil es auch um diese 100 Beats pro Minute geht.

„Der Körper braucht nur vier Prozent Sauerstoff, 21 Prozent gehen rein, 17 wieder raus“, erklärt Tendies. Auf die Thoraxkompression könne man nicht verzichten, die Massage müsse so lang erfolgen, bis der Arzt kommt.

(Report Anzeigenblatt)