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Fall Luca: Viele Zeugen - kein klares Bild

Fall Luca: Viele Zeugen - kein klares Bild

Im Prozess um den Tod des kleinen Luca haben der Vater, die Großmutter und weitere Zeugen ausgesagt.

Die 7. Große Strafkammer des Landgerichts Mönchengladbach versucht herauszufinden, was in der Oktobernacht geschah, in der der fünfjährige Luca in Dülken starb. Zeugen sollen den Richtern ein Bild vermitteln, was in den Monaten und Jahren vorher geschah.

Es geht neben der eigentlichen Tat vor allem um zwei Vorfälle – einen im Januar 2016, als Martin S., der wegen des Verdachts des Totschlags auf der Anklagebank sitzt, den Jungen mit einer Gesichtsverletzung im Kindergarten ablieferte und sagte, das Kind sei gestürzt. Und um Verbrennungen, die eine Erzieherin an Rücken und Hüfte von Luca entdeckte. In beiden Fällen, so Kerstin K. am Freitag im Zeugenstand, habe Luca ihr gesagt: „Das war der Martin.“

Bei der Gesichtsverletzung habe der Junge das sogar beim Abholen der Mutter gegenüber wiederholt. Allerdings habe er in beiden Fällen nicht erzählen wollen, was denn genau vorgefallen sei.

Luca sei als offenes und aufgeschlossenes Kind in den Kindergarten gekommen. Nach einigen Monaten habe er allerdings begonnen, einzukoten. Als Martin S. in der Familie aufgetaucht sei, habe sie zu Anfang das Gefühl gehabt, er und der Junge hätten ein gutes Verhältnis. Dieses Gefühl habe aber nicht lange angehalten. Luca habe auch deutlich gemacht, dass er von seiner Mutter abgeholt werden wollte, nicht von deren Lebensgefährten.

Als erster Zeuge hatte Lucas Vater Dirk F. (32) ausgesagt. Luca sei für ihn kein Wunschkind gewesen, er habe sich aber nach dem ersten Schreck über die Schwangerschaft gefreut.

Seine frühere Lebensgefährtin Amanda Z. beschreibt er als „schon sehr aggressiv“, allerdings nur verbal. Sie wisse zu provozieren und könne auch laut werden. Körperlich ausgeartet sei ein Streit zwischen ihnen beiden aber nur einmal. „Da stand sie mit einem Messer vor mir, da hab ich ihr eine gehauen.“ Körperliche Gewalt gegen Luca habe er auch nur ein einziges Mal erlebt – Luca habe seiner Mutter versehentlich beim Spielen weh getan, da habe sie ihm aus einem Reflex heraus mit der flachen Hand ins Gesicht geschlagen.

In der Zeit nach der Trennung habe er Luca häufiger gefragt, ob ihn jemand schlage, er habe das stets verneint. Zwei Wochen vor seinem Tod habe er jedoch geäußert, er wolle in Zukunft lieber bei ihm leben, habe geweint, wenn er nach Hause sollte. Verletzungen, die auf Misshandlungen hindeuteten, habe er nie bemerkt.

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Ähnlich äußerte sich seine Mutter Marion F. (57). In den letzten drei Monaten habe er immer geweint, er wolle nicht nach Hause, sondern bei Oma bleiben. „Aber er hat nie etwas gesagt, dass ihm etwas getan würde.“ An dem Wochenen

Auf Nachfrage des Verteidigers von S. berichtete Dirk F., er wisse, dass Amanda Z. in einer neuen Beziehung lebe, „seit mindestens drei Monaten, wohl eher seit kurz nach Weihnachten“. Auch dass sie wieder schwanger sein solle, habe er gehört.

Jugendamtsmitarbeiter Alexander K. (49) kam mit Anwalt zu seiner Zeugenaussage. Mit Lucas Familie in Kontakt gekommen sei er durch eine Vertretungssituation. Der entsprechende Bezirk habe ein sehr hohes Fall-Aufkommen. Vor dem ersten Hausbesuch hätten sich Nachbarn über Ruhestörung beklagt. Die Mutter habe ihm gleich erklärt, sie habe eine große Abneigung gegen das Jugendamt, habe ihm verwehrt, die Wohnung zu betreten oder das Kind zu sehen. Sie habe auch später „immer gute Erklärungen und Ausreden“ gehabt, warum sie Termine nicht eingehalten habe. Mit der Polizei und einer Kollegin vom Kreisjugendamt habe er Luca dann aus der Wohnung von Martin S. in Vogelsrath geholt. Dorthin sei Amanda Z. mit Luca gegangen, weil bei ihr der Strom abgestellt worden sein soll. Das Ordnungsamt hätte die Wohnung dann öffnen lassen und festgestellt, dass sie vermüllt gewesen sei.

Auch S. sei nicht zugänglich für eine Zusammenarbeit mit dem Jugendamt gewesen. Unter anderem deshalb habe er ein Umgangsverbot ausgesprochen. Eine weitere Person, die nicht mit dem Amt kooperiere, sei nicht wünschenswert gewesen. „Ich habe das Maximale getan, was ich tun konnte“, sagte er abschließend.

Anschließend berichteten noch zwei Nachbarn über das Zusammenleben in dem hellhörigen Haus an der Langestraße. Einer von ihnen gab an, dem Jugendamt auch Videomaterial angeboten zu haben. Denn unter anderem gab es die Vorwürfe, Amanda Z. habe ihren Sohn unflätig beschimpft oder am Arm die Treppe heraufgezerrt. Allerdings wurde bereits im Vorfeld der Aussagen deutlich, dass es zwischen den Nachbarn eine mehr als nur aufgeheizte Stimmung gab.

Der Prozess wird am 19. Mai fortgesetzt.

(Report Anzeigenblatt)