Ernte in Gefahr?

Wenn Bauern Pflanzenschutzmittel sprühen, haben sie oft mit Vorurteilen zu kämpfen. Jetzt zeigt ein junger Landwirt, was ohne den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln überhaupt wächst.

Radfahrer, die den Torfweg zwischen Amerner Weg und Mackenstein nutzen, bleiben in diesen Tagen verwundert am Rübenfeld der Familie Fitzen stehen. Rüben, so weit das Auge reicht. Nur direkt am Weg sieht ein kleines Rechteck völlig anders aus. Mannshoch steht das Unkraut im Feld.

Daneben zeigt ein Schild, das Markus Fitzen aufgestellt hat, was hier passiert ist. „Ich habe meinen Vater überredet, an einem Experiment teilzunehmen“, erzählt der junge Landwirt, der an der Fachhochschule in Soest gerade Agrarwirtschaft studiert. Im Internet war er auf die Initiative „Die Pflanzenschützer“ aufmerksam geworden, die vom Industrieverband Agrar ins Leben gerufen worden ist. Das Ziel: Nicht darüber reden, wofür man als Landwirt Pflanzenschutzmittel für nötig hält – sondern zeigen, wie es auf einem Feldstück ohne diese Mittel aussieht.

Markus Fitzen glaubt, dass die Menschen viel zu wenig über die Landwirtschaft wissen. „Sie hören nur Pflanzenschutzmittel, denken: Gift – und lehnen es ab.“ Manchmal spiele vielleicht auch eine Rolle, dass die Leute vermuten würden, große Konzerne oder auch die Landwirte könnten durch den Einsatz solcher Mittel reich werden. Das würde sie neidisch machen.

„Mit einer kranken Pflanze ist es genau wie mit einem Menschen, der krank ist – beide können nicht ihre optimale Leistung bringen“, sagt Markus Pfitzen. Er kann nicht verstehen, dass viele Menschen glauben, Landwirte würden ihre Böden mit Gift voll pumpen, ihre Tiere misshandeln. „Wir haben ein großes Interesse daran, dass es allen gut geht.“

Die Initiative „Die Pflanzenschützer“ habe prognostiziert, dass auf einem Rübenfeld, das nicht mit Herbiziden – also Unkrautvernichtungsmitteln – und Fungiziden – Mitteln zur Pilzbekämpfung – behandelt werde, der Ertrag um 17 Prozent geringer sei.

Was er jetzt, gut 14 Tage vor Erntebeginn, sieht, als er die ersten Rüben ausgräbt, zeigt noch größere Unterschiede. Die wenigen Rüben, die er unter dem Unkraut überhaupt findet, haben eher die Größe einer Möhre als die einer normalen Zuckerrübe. Der Boden unter dem dichten Unkraut ist trocken und steinhart, obwohl es am Morgen noch geregnet hat. Auf dem Rest des Rübenfelds ist das Wasser bis zu den Wurzeln der Pflanzen gelangt, hier nicht.

Auch im nächsten Jahr will Markus Fitzen wieder ein Stück Feld ohne Pflanzenschutzmittel bestellen, um mit möglichst vielen Menschen über die Landwirtschaft ins Gespräch zu kommen.

(Report Anzeigenblatt)