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Die Lust auf „frei Schnauze“

Die Lust auf „frei Schnauze“

Seit 18 Jahren treten die Krefelderin Ute Lindemann-Degen und die Viersenerin Helga Klingbeil-Weber unter dem Namen „Frauen-Kabarett Krefeld (FKK)“ auf – oft bundesweit und ausverkauft. Dabei arbeiten sie Themen wie Kirche, Bildung, Männer und Frauen, Tücken des Alltags und Gesellschaftspolitik mit viel Spaß an der Sprache und dem Dialog mit dem Publikum auf.

„Das Ganze ist tatsächlich aus einer Eintagsfliege entstanden: Wir waren beide Kolleginnen in der Erwachsenenbildung der katholischen Kirche, als das Bistum Aachen von einem Finanzschock erschüttert wurde – damals gab es für uns nur die Möglichkeiten Kündigen, Alkohol oder Humor, um mit der Situation umzugehen“, sagt Ute Lindemann-Degen.

Sie entschieden sich für den Humor, schrieben ein eigenes Stück und brachten es im Kollegenkreis zur Aufführung. „Das war recht kurz, dauerte zehn bis 15 Minuten, aber unsere Zuschauer waren begeistert und es gab direkt Anfragen für weitere Auftritte“, erinnert sich Helga Klingbeil-Weber. Hauptberuflich arbeitet die Diplom-Oekotrophologin als Referentin für Hauswirtschaft und Verbraucherthemen bei der kfd, die Lehrerin Ute Lindemann-Degen als Fachbereichsleiterin in der katholischen Erwachsenenbildung.

In ihrer Freizeit bieten sie als Frauen-Kabarett-Krefeld abendfüllende Programme rund um die Figuren Matta und Lisbeth, aber je nach Wunsch der Auftraggeber auch kleinere Auftritte ab zwanzig Minuten – immer in einer bunten Mischung aus Kabarett, Sprachakrobatik, Schauspiel und Liedern. „Dabei sind Doppeldeutigkeit und Sprachwitz unsere Stärke, aber wir gehen nicht an die Comedygrenze, eher verlegen wir uns auf Texte, bei denen das Lachen quasi im Halse stecken bleibt“, betonen sie. Kein Auftritt sei jedoch genauso wie ein anderer, sie böten kein Programm von der Stange, erklären Beide. „Denn wir stellen jedes Programm ganz individuell je nach Zielgruppe und Thema zusammen und arbeiten dabei mit einer Art Modultechnik“, sagt Ute Lindemann-Degen. Dafür sammeln beide ständig und überall Inspirationen, ist das Notizbuch immer dabei. Einmal im Jahr gehen sie dann gemeinsam ins Kloster nach Aachen in Klausur und erarbeiten aus diesen Ideen rund 20 Stücke für ihr Programm des folgenden Jahres. Diese werden dann für jeden Auftritt neu gemischt, Sketche angepasst. Jede der Frauen schreibt ihre Texte selbst, es gibt vor den Auftritten maximal eine gemeinsame Sprechprobe. „Wir haben vorab nie eine wirkliche Bühnenprobe, kennen nur beide unseren kompletten Text – der Rest entwickelt sich bei den Auftritten: nach rund vier-bis fünfmal Spielen und den Reaktionen unseres Publikums wissen wir dann, wie der Text am Besten ankommt“, lächelt Helga Klingbeil-Weber.

Auf die tatkräftige Unterstützung ihrer Ehemänner können sich die beiden Kabarettistinnen immer verlassen: ob mit Fahrdiensten zu den Auftritten oder auch professionell bei Musik und Technik. Die Premiere des neuen Materials am 9. März findet traditionell beim Viersener Frauenforum im Erasmus-von-Rotterdam-Gymnasium statt, denn hier haben sie schon lange eine richtige Fangemeinde. „Mir macht es besonders Spaß, dass ich auf der Bühne so ganz ungehemmt und „frei Schnauze“ reden kann – im Alltag beherrsche ich mich da öfter“, antwortet Helga Klingbeil-Weber auf die Frage nach ihrer Motivation. Und Ute Lindemann-Degen stimmt ihr zu: „In der jeweiligen Rolle kann ich Dinge sagen, die ich sonst einfach nicht sagen würde!“

(StadtSpiegel)