Dialog mit dem Rat suchen

Mit einem Brief an alle Ratsmitglieder sucht die Initiative Stolpersteine für Viersen den Dialog mit den im Rat vertretenen politischen Parteien. Für Uwe Micha, den Sprecher der Initiative, ist dies ein Gebot der Stunde: „Wir sind jetzt intensiv dabei, die für das Bürgerbegehren erforderlichen Unterschriften zu sammeln.“

Schon jetzt zeichne sich eine breite Unterstützung für unser Bürgerbegehren ab. Dennoch wolle man gleichzeitig den Versuch starten, mit den Ratsmitgliedern ins Gespräch zu kommen, um eventuell eine Änderung der bisherigen Position des Rates zu bewirken. „Wir haben deshalb alle Ratsmitglieder angeschrieben und angeboten, in die Fraktionen zu kommen“, erklärte Micha.

In Viersen wird die Verlegung eines Stolpersteins von der Zustimmung der aktuellen Eigentümer des Hauses abhängig gemacht, auf das sich der Stolperstein bezieht. Der Rat hat mehrheitlich dieses Verfahren festgeschrieben. Diese Praxis ist rechtlich nicht zwingend, da die Verlegung im öffentlichen Raum vollzogen wird. Deshalb wird in vielen anderen Städten die Verlegung von Stolpersteinen nicht von der Duldung oder Einwilligung Dritter abhängig gemacht.

Für die Initiative ist das zentrale Ziel das Mahnen und Erinnern an die Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung unserer jüdischen Mitbürger. „Es geht nicht um Konfrontation, sondern um Gedenken und Erinnern, deshalb setzen wir auch auf Dialog und Gespräche – und natürlich auch auf das Sammeln der erforderlichen Unterschriften“, sagte Micha.

In ihrem Brief an die Ratsmitglieder weist die Initiative auch darauf hin, dass mit den Stolpersteinen nur einem Teil unserer jüdischen Mitbürger gedacht werden kann. Das Elend und die Not seien noch viel größer gewesen. „Viele jüdische Bürger unserer Stadt haben in der Zeit der Naziherrschaft ihre Heimat verlassen und sind in verschiedene Länder ausgewandert. Andere sind in andere Städte Deutschlands verzogen, auch hier ist nicht bekannt, ob sie dort das grausame Schicksal von Deportation und Ermordung erlitten haben“, erklärt die Initiative in ihrem Brief. Deshalb sei es eine moralische Pflicht, wenigstens an die Menschen zu erinnern, von denen man wisse, dass sie aus Viersen deportiert und ermordet wurden.

(StadtSpiegel)