Tierische Dschungelpatrouille

Seit gut einem Jahr läuft auf dem ehemaligen Militärgelände an der B221 zwischen Niederkrüchten und Arsbeck ein Beweidungsprojekt. Rinder und Ziegen tun hier „Dienst“ im Sinne des Naturschutzes.

Hier lagen Von Mitte der 1950er Jahre bis 1975 die Kerosinvorräte der britischen Streitkräfte für die Standorte der Umgebung. Hunderttausende Kanister in der Heide. Ab 1975 wurde das Gelände als militärischer Übungsplatz genutzt.

Seit 2013 war klar, dass die Briten gehen würden. Die große Frage lautete: „Und dann?“ Der Bundesforstbetrieb Rhein-Weser hatte schon in der Zeit der Briten die Weichen in Richtung Naturschutz stellen können. Als Mitarbeiter der Naturschutzstation Haus Wildenrath im Jahr 2014 das Gelände auf Pflanzen und Tiere untersuchten, zeigte sich die Schutzwürdigkeit deutlich. Allein 21 Pflanzen- und acht Vogelarten stehen auf der Roten Liste der gefährdeten Arten, dazu kommen zahlreiche, bei denen die Gefahr besteht, dass sie auch bald dort landen, weil ihre Vorkommen in letzter Zeit stark rückläufig sind. Für all diese Arten ist das „Offenland“ wichtig. Weite Flächen ohne Bäume also. Wenn man aber eine solche Fläche einfach der Natur überlässt, dann entsteht binnen etwa zehn Jahren ein Wald. Also müssen die jungen Bäume immer wieder weg. Auch das Gras muss kurz gehalten werden, sonst überwuchert es die Heide. Und an dieser Stelle kommt Helmut Jakobs, Landwirt aus Overhetfeld, ins Spiel. Ihm ist wichtig, dass seine Tiere ein möglichst artgerechtes Leben führen können. Im Mai 2015 konnte das Beweidungsprojekt starten. Auf einem Teil der ehemaligen Übungsfläche tummeln sich acht Fleckvieh-Rinder mit ihren Kälbern, auf der ehemaligen Schießbahn – allein das sind 15 Hektar – leben acht Ziegen mit ihrem Nachwuchs und acht Jungrinder. Letztere nennt Helmut Jakobs liebevoll die „Dschungelpatrouille“.

Denn wenn sie ihn sehen, dann legen sie auch schon mal einen 300-Meter-Galopp ein, um ihn zu begrüßen. Rinder und Ziegen halten nicht nur das Gras kurz, sie verbeißen auch die Brombeer-Sträucher, die sich auszubreiten drohen, und die Spätblühenden Traubenkirschen, die überhand nehmen. Und es scheint ihnen zu schmecken. Sie sind gut genährt, bilden sehr viele Muskeln aus, weil sie so viel unterwegs sind. Das sorgt für gutes Fleisch. So entsteht eine Situation, von der alle profitieren. Die Arbeit, die die Tiere leisten, um die Natur zu schützen, wäre nicht bezahlbar, wenn Mensch und Maschine sie tun sollten. Für die Öffentlichkeit bleibt das Gelände – ganz im Sinne des Naturschutzes – übrigens weiterhin geschlossen.

(Report Anzeigenblatt)