Über Schuluniform und Freiheit

Zum ersten Mal fand ein Schüleraustausch des St. Wolfhelm Gymnasiums in Waldniel mit dem Arthur Mellows Village College in Glinton statt – Bürgermeister Michael Pesch empfing die englischen Schüler mit ihren Lehrern im Rathaus.

Da es an englischen Schulen seit etwa zehn Jahren nicht mehr erlaubt ist, bei neu etablierten Schüleraustauschen Schüler in Gastfamilien unterzubringen, müssen die 29 Schüler und ihre vier Lehrer im Wilhelm-Kliewer-Haus in Hardt übernachten. „Das ist schade, weil ein wichtiger Grundbaustein eines wirklichen Austausches wegfällt“, erklärt Dirk Göbels, Konrektor des St. Wolfhelm Gymnasiums.

Die englischen Gäste kommen aus Glinton, einem kleinen Ort in der Nähe von Peterborough, Viersens Partnerstadt. Ihre Heimatschule ist das Arthur Mellows Village College mit 1 500 Schülern und etwa 170 Lehrern, das den sogenannten „Akademiestatus“ besitzt. Die Schule muss also der staatlichen Schulaufsicht ohne besondere Terminierung jederzeit ihre Exzellenz nachweisen, um die deutlich höheren Gelder über den staatlichen Zuschuss hinaus zu erhalten. Es handelt sich bei dem Aufenthalt der englischen Schüler bereits um den Gegenbesuch im Austausch, denn schon Ende Januar waren 42 deutsche Jugendliche und fünf Begleitlehrer des Waldnieler Gymnasiums zu Gast in England. „Unsere Schüler kamen mit vielen Eindrücken über die Unterschiede zwischen beiden Schulen zurück – besonders waren sie schon fast schockiert darüber, dass an der englischen Schule überall Kameras angebracht sind, die ständig das Schulleben überwachen – die Lehrer also jederzeit sehen können, was die Schüler machen“, berichtet Dirk Göbels. Am englischen College gäbe es außerdem viele Barrieren und verschlossene Türen. Und so sind die englischen Gäste wiederum erstaunt über die Freiheiten, die die deutschen Jugendlichen in ihren Augen genießen. Die Deutschen dürften deutlich selbstbestimmter agieren, die Erwachsenen würden ihnen mehr zutrauen, stellen sie fest.

Auch der zweisprachige Unterricht, zum Beispiel in Erdkunde, sei bemerkenswert. Dafür sei ihre Schule besser ausgestattet mit modernen Technologien wie Whiteboards, neuester Software und mehr. Und sie mögen die englischen Schuluniformen, weil sie sich dadurch mehr als Einheit empfinden würden und es so weniger Wettbewerb gäbe. „Durch die Uniform sind wir irgendwie alle gleich!“, sagen sie. Interessiert sind die englischen Jugendlichen an der Arbeit von Bürgermeister Michael Pesch. „Mögen Sie Ihren Job?“ und „Ist Ihre Arbeit stressig?“ wollen sie wissen. Geduldig beantwortet Michael Pesch die Fragen und erklärt die politischen und organisatorischen Strukturen in der Gemeinde Schwalmtal. Neben Ausflügen nach Aachen und Düsseldorf gab es auch ein Fußballspiel der Borussia Mönchengladbach zu sehen. „Wir hoffen, dass es uns gelingen wird, auch diesen Austausch künftig fest zu etablieren und jedes Jahr durchführen zu können“, sagt Dirk Göbels.

(Report Anzeigenblatt)