Plötzlich Schildkröten-Mama

Birke Heyer wohnt am Hariksee. Nun hat eine Schildkröte etwa 20 Eier in ihrem Garten ausgebrütet, um sie danach zu vergraben. In zwei bis drei Monaten dürften die kleinen Schildkröten-Babys dann schlüpfen.

Es ist ein warmer Freitagmorgen. Die ersten Sonnenstrahlen kämpfen sich bereits durch die dichten Bäume am Hariksee, hinein in Birke Heyers Garten. Mit ihnen kriecht langsam eine schwarze Schildkröte über den sandigen Boden. „So eine Art von Schildkröte hatte ich hier am Hariksee bisher noch nie gesehen“, erinnert sich Heyer. „Und schon gar nicht hier in meinem Garten. Vielleicht hat jemand die Schildkröte im See ausgesetzt.“

Um die etwa 20 Schildkröten-Eier vor Tieren zu schützen, hat Birke Heyer Hasendraht gespannt.
Um die etwa 20 Schildkröten-Eier vor Tieren zu schützen, hat Birke Heyer Hasendraht gespannt. Foto: Simone Krakau

Doch die Schildkröte kam nicht nur rein zufällig vorbeispaziert – sie suchte einen geeigneten Platz, um ihre Eier zu legen. „Sie muss nach einem sonnigen, sandigen Platz Ausschau gehalten haben“, spekuliert Heyer. Ihr Garten direkt am See bot da die besten Möglichkeiten. Langsam begann das Reptil mit den Hinterfüßen rückwärts ein trichterförmiges Loch in den Sand zu buddeln. Um besser und schneller graben zu können, ließ die Schildkröte Wasser. Der Sand wurde weich und das Buddeln für die Schildkröte somit um einiges leichter.

Dass Heyer sie beim Ausbrüten der Eier aus nächster Nähe beobachtete, schien die Schildkröte aber nicht weiter zu stören. „Sie war sogar relativ zutraulich und hat sich von mir nicht weiter beirren lassen“, sagt Heyer. „Das hat mich sehr gewundert.“ Auch die Anwesenheit ihrer beiden Katzen, die der Schildkröte mit großen Augen ungläubig zuschauten, war der Schildkröte völlig schnuppe.

Rund drei Stunden lang presste das Weibchen etwa 20 Eier heraus. Heyer wich ihr in der Zeit nicht von der Seite. „Ich fand das einfach total interessant“, betont sie. Zur selben Zeit las sich die Niederkrüchtenerin online ein wenig ein, um den Prozess rund um das Brüten und den weiteren Vorgang ein wenig besser zu verstehen.

Als die Eiablage dann beendet war, verschloss die Schildkröte die Grube wieder Stück für Stück. Dann machte sie sich langsam aus dem Staub, zurück Richtung See – und aus Heyer wurde plötzlich eine Schildkröten-Mama. „Dass sie ihre Babys zurücklassen, ist für Schildkröten ja ganz normal“, sagt Heyer. Doch da die frischen Schildkröten-Eier für manch ein Tier eine wahre Delikatesse darstellen, baute Heyer schnell einen Käfig aus Hasendraht um die Brutstelle. Auch das Bewegen der Eier könne tödlich sein, las Heyer online nach. Deshalb ist nun etwa zwei bis drei Monate oberste Vorsicht angesagt – denn so lange kann die Brutzeit dauern. Heyer hofft inständig, dass sie beim Schlüpfen der Tiere zu Hause sein wird. „So etwas erlebt man ja nicht alle Tage“, schwärmt sie. „Das ist wie ein Wunder.“

(StadtSpiegel)