Milch fließt per Knopfdruck

Auf dem Kapellenhof in Laar in Niederkrüchten gibt es ab sofort eine Milchtankstelle. Man kann dort rund um die Uhr am Automaten frische Milch kaufen.

Zuerst bewundern Astrid (8) und Jan-Fiete (11) das Logo mit der Kuh auf den Glasflaschen, die neben dem Milch-Automaten in dem kleinen Holzhaus stehen. Alles ist selbsterklärend: Wer keine Flasche von Zuhause mitgebracht hat, kann hier eine kaufen. Das Geld kommt in die Kasse, dann kann es losgehen. Münze in den Automaten einwerfen, Klappe auf, Flasche schräg drunterhalten, Knopf drücken – und schon fließt die weiße Milch in die Flasche. Nach dem großen Andrang am ersten Öffnungstag ist Landwirt Bastian Iborg zu dem Schluss gekommen, dass der Automat schnell mit einer Schein-Annahme nachgerüstet werden soll.

Der Landwirt und seine Partnerin Andrea Coenen betreiben den Kapellenhof in Laar, ganz in der Nähe der bekannten Lucia-Kapelle. Sie haben 150 Milchkühe und sorgen in einem offenen Stall für eine artgerechte Haltung mit viel Platz und Stroh zum Liegen. Im Sommer gehen die Kühe auch auf die nahe Weide.

Nachdem die ersten Milchflaschen gefüllt sind, zieht es die Kinder in den Stall. Das ist auch so gewollt. „Die Leute sollen gucken gehen“, sagt Andrea Coenen. Die Kinder sollen damit aufwachsen, zu wissen, wo die Milch herkommt. Deshalb bietet das Landwirtspaar auch Führungen für Schulklassen und Kindergartengruppen an. Auch Astrid und Jan-Fiete haben Glück. Es ist gerade Melkzeit, und sie dürfen staunend zusehen, wie die Kühe in ihre Melkstände gehen und gemolken werden. Später gibt es noch den Besuch bei den Kälbchen.

Zurück in dem kleinen Holzhaus in Sichtweite des Stalles probieren etliche andere Kunden die frische Milch. „Und guck mal, da gibt es auch Marmelade“, sagt eine junge Frau begeistert zu ihrem Begleiter. Den Brotaufstrich kocht Andrea Coenens Mutter. Die Eier kommen aus der Freilandhaltung eines Hofes in der Nähe, aber Bastian Iborg hat schon überlegt, demnächst vielleicht selbst Hühner anzuschaffen. Mit mobilen Ställen, die auf der Weide versetzt werden können, damit sich die Kunden auch hier ein Bild davon machen können, wie die Tiere gehalten werden.

Dazu gibt es Kartoffeln und Gemüse der Saison aus der Gegend, aktuell Kohl, Sellerie und Porree. Hierfür empfiehlt es sich, Kleingeld dabei zu haben, den der Betrag muss passend durch einen Schlitz in die Kasse geworfen werden. Das hat mit Vertrauen zu tun. Jeder soll das, was er nimmt, freiwillig korrekt bezahlen. Die Überwachungskamera würde Diebstähle auch festhalten. Schon in der ersten Woche haben sich die Stammkunden herauskristallisiert. Auch bei Astrid und Jan-Fiete zu Hause waren die beiden Liter schon nach weniger als einem Tag geleert.

(Report Anzeigenblatt)