Vorsicht, Giftschlangen!

Reptilienexperte René Liedtke wird von der Feuerwehr und Behörden bei Funden exotischer Tiere gerufen. Bei einem Einsatz in Viersen entdeckte er eine Kobra.

Dieser Einsatz war gefährlich: „Unglaublich, da hielt ein junger Mann eine Siamesische Speikobra, ohne überhaupt Erfahrung im Umgang mit Giftschlangen zu haben, geschweige denn einen Sachkundenachweis“, schüttelt René Liedtke den Kopf. Der Artenschutzbeauftragte aus Lobberich war von Vertretern des Kreisveterinäramtes und der Unteren Naturschutzbehörde in eine Wohnung im Kreis Viersen gerufen worden, um eine dort aufgefundene Schlangenart zu begutachten – und stieß auf die gefährliche Giftnatter.

Liedtke ist vom Bundesumweltministerium als „sachverständige Person im Sinne des Bundesnaturschutzgesetzes für das Sachgebiet Reptilien“ gelistet. Der Zoll am Flughafen kann sich an ihn wenden, um beschlagnahmte illegal einführte Reptilien oder Häute zu begutachten. Feuerwehr und Behörden im Kreis Viersen rufen ihn, wenn eine ausgesetzte exotische Schildkröte oder eine aus dem Terrarium ausgebüxte Schlange gesichtet wird.

Meist sind es harmlose Fälle, mit denen der 48-Jährige zu tun hat. Nach Fang und Artenbestimmung wird entschieden, sofern der Halter nicht ausgemacht werden kann, in welche Auffangstation das Tier kommt. Gefährlich kann es dann werden, wenn es sich um Gifttiere in Wohnungen handelt.

Das Problem dabei laut Liedtke: „Nordrhein-Westfalen hat noch immer kein Gefahrtiergesetz.“ Die Meldepflicht für den Kauf und die Haltung von Tieren aus der Artenschutzliste werde häufig mit Hilfe des Schwarzmarktes umgangen. Die Behörden könnten nur auf die Meldepflicht bestehen, seien dabei auf Hinweise aus der Bevölkerung angewiesen – wie bei dem Speikobra-Halter.

„Wir haben mit Engelszungen auf den jungen Mann eingeredet, dass er sich bei einem erfahrenen Experten schulen und bei der Giftzentrale registrieren lässt“, berichtet Liedtke, renommierter Züchter von Schildkröten und Schlangen, „allerdings keine Giftschlangen“, wie er betont. Gerade solch eine junge Speikobra habe ein hoch konzentriertes Gift, das sie auch versprühen könne: „Da spielt ein unerfahrener Halter mit seinem Leben.“

(StadtSpiegel)