Sprache, Lieder, Tänze

Die ehrenamtlich geführte Tamilische Schule Nettetal besteht seit zehn Jahren und wurde ausgezeichnet als beste Schule ihrer Art in ganz Deutschland.

„Das ist eine besondere Ehre für unsere 22 Schüler und für uns acht Lehrer, vielleicht wird die Tamilische Schule dadurch auch hier in Nettetal bekannter“, hofft Rogin Logeswaran aus Leuth. Die ehrenamtliche Lehrerin präsentiert stolz ein Foto von der Ehrung in Brühl, bei der ihr vor Kurzem vor über 1.000 Gästen während eines großen tamilischen Kulturfestes die gerahmte und verzierte Urkunde übergeben wurde.

Die Auszeichnung und das zehnjährige Bestehen sind für Rogin Anlass, über die Tamilische Schule zu erzählen: „Integration steht für uns im Vordergrund, ebenso wichtig ist uns, dass unsere Kinder, die hier geboren sind, die Kultur und Tradition ihrer Familien, die Wurzeln ihrer Herkunft kennen.“

Genau darum gehe es in diesen Schulen: „Die Kinder lernen die Sprache Tamil in Wort und Schrift, dazu Tradition und Brauchtum, Lieder und Tänze.“ Auch viele Deutsche legten ja Wert darauf, dass ihre Kinder Dialekt und Brauchtum ihrer Region lernen, in Friesland etwa oder in Bayern. Zu besonderen Anlässen trage man, wie jetzt in Brühl, traditionelle Kleidung, Frauen natürlich einen Sari.

Die Tamilische Schule, in der Sprache Tamil Thamilalayam, hat ihren Sitz im Familienzentrum Brigittenheim in Kaldenkirchen. Die meisten Schüler zwischen vier und über 20 Jahren kommen laut Rogin aus Nettetal, einige auch aus der Umgebung. Alle 120 Tamilischen Schulen in Deutschland sind einem Dachverband, der Tamilischen Bildungsvereinigung in Stuttgart, angegliedert.

„Wir Lehrer arbeiten ehrenamtlich, die Eltern der Schüler geben einen kleinen Monatsbeitrag, mit dem zum Beispiel die Prüfungsunterlagen bezahlt werden“, sagt Rogin. Denn in allen Schulen wird zeitgleich halbjährlich der Lern- und Wissensstand geprüft, in einigen Fächern werden die Prüfungsunterlagen beim internationalen Dachverband in Paris ausgewertet, dabei schnitt in diesem Jahr die Nettetaler Einrichtung am besten ab.

Auch die Kinder von Familie Logeswaran gehen am Wochenende zur Tamilischen Schule. „Ich bin auch in Sportvereinen“, erzählt Julien, acht Jahre alt, der unter der Woche die Gemeinschaftsgrundschule in Kaldenkirchen besucht. Seine Schwester Linisha, 14, geht aufs Albertus-Magnus-Gymnasium in Dülken: „Ich habe nur deutsche Freunde, aber ich möchte auch die Kultur meiner Familie kennen.“ Und weil Tamil fast zehnmal mehr Buchstaben hat als das deutsche Alphabet, über 240 nämlich, gibt Nettetals Kinderkarnevals-Prinzessin von 2016 offen zu: „Tamil ist viel schwerer als Deutsch.“

(Report Anzeigenblatt)