Heimatpflege ohne Qualm

Das Tabakskollegium Kaldenkirchen hält Geschichte lebendig, tauscht sich mit niederländischen Nachbarn aus und will verstärkt junge Familien ansprechen.

„Wir haben, glaube ich, überhaupt nur einen Raucher unter uns“, schmunzelt Elvire Kückemanns. Denn anders als der Name vermuten lässt, hat das Tabakskollegium nichts mit blauem Dunst zu tun. „Wir arbeiten daran, die Geschichte unserer Stadt lebendig aufzubereiten“, erklärt Heinz-Willi Schmitz, bis vor kurzem Sprecher der Runde. Seine Nachfolgerin Kückemanns ergänzt: „Wir wollen künftig mit unseren Veranstaltungen verstärkt auch die jüngere Generation ansprechen.“

Im rauchfreien Bürgerhaus Kaldenkirchen, wo die Treffen stattfinden, haben Kückemanns und Schmitz Beispiele für den historischen Fundus des Kollegiums ausgebreitet, alte Fotos, Zeitungsausschnitte – auch über die Gründung des Gremiums 1950: „Damals machten sich engagierte Bürger auf Initiative von Georg Dahlschen daran, im Krieg verloren gegangene Zeugnisse der Heimatgeschichte aufzustöbern und zu erhalten“, weiß Schmitz. Wie bei ähnlichen Runden im Land, nannte man sich auch in Kaldenkirchen nach der Beraterrunde von Preußens König Wilhelm I. (im 18. Jahrhundert glaubte man übrigens, Tabakrauch könne die Kreativität fördern).

Kreativ waren die Kaldenkirchener auch ohne Qualm, zum Sammeln und Archivieren kamen Vorträge in der Kaldenkirchener Mundart Koakerker Platt und Betriebsbesichtigungen von Firmen in der Region. Aus dem Tabakskollegium, in älteren Dokumenten auch Tabakkollegium geschrieben, ging der Bürgerverein Kaldenkirchen hervor, das Kollegium ist heute dem Bürgerverein angegliedert. Derzeit plant man laut Kückemanns auch naturkundliche und kulturelle Führungen „auch für junge Menschen, Familien vor allem.“ Zudem pflegt man einen Austausch mit dem Heimatverein der Nachbargemeinde jenseits der Grenze, Heemkundige Kring Tegelen.

Die Idee eines grenzüberschreitenden Miteinanders in einem geeinten Europa sei ihnen wichtig, sagt Schmitz. Einem Europaabgeordneten freilich schien das Tabakskollegium zunächst suspekt – Schmitz: „Karl Heinz Florenz empfing uns bei einem Besuch in Brüssel erst, nachdem man ihn aufgeklärt hatte, dass wir kein Raucherclub sind.“

(StadtSpiegel)