Die Gewalt des Vorurteils

„Ich habe ja nichts gegen Ausländer, aber ...“ – am vergangenen Mittwoch erklärte Prof. Dr. Klaus-Peter Hufer im „Alten Braukeller“ in Schaag, was es mit solchen Stammtischparolen auf sich hat.

Rund 80 Zuhörer diskutierten eifrig mit.

Eine Stammtischparole wird überzogen, durch den Kakao gezogen. Daraus wird ein entlarvender Witz: „Ich hab’ nichts gegen Schwule. Aber ich möchte nicht, dass meine Tochter einen heiratet.“ Wenn Parolen auf der einen Seite diskriminierend, verletzend, ausgrenzend und aggressiv sind, so sind sie auf der anderen Seite, platt, dumm und gefährlich vereinfachend.

Prof. Dr. Klaus-Peter Hufer, Politologe an der Universität Duisburg-Essen und Erwachsenenbildner, war der Einladung des „Nettetaler Bündnis für Demokratie - gegen rechts“ gefolgt. Schon seit langem tritt er mit einem Argumentationstraining den Stammtischparolen entgegen. Wie im Flug ist sein gut einstündiger Vortrag zu Ende. Denn: Mit einem Cartoon, einer Geschichte oder mit fundierter, aber verständlich vorgetragener Wissenschaft erklärte der Professor die „Gewalt von Vorurteilen“ und entlarvte rund 80 gängige Parolen, die in den unterschiedlichsten Bereichen zu hören sind. Sexistisch ist: „Wer vergewaltigt wird, ist selbst Schuld“, fremdenfeindlich ist: „Die Ausländer sind doch alle kriminell“ und „bald tragen wir hier alle ein Kopftuch“.

Professor Hufer warnte vor dem „weich gespültem Rechtsextremismus“, der mit Schlagwörtern wie „Ethnopluralismus“ nur tarne, welches Anliegen in Wirklichkeit dahinter stecke: Alle Rassen zurück an ihren ursprünglichen Ort, alle gemischten Klassen wieder trennen. Etwa sieben bis elf Prozent der Bevölkerung könne man dem Rechtsextremismus zuordnen, bis zu 29 Prozent aber dem Rechtspopulismus. Der Schluss liege nahe: Rechts sei längst keine Randgruppe mehr, man beobachte die enthemmte Mitte. Dennoch ist er sich sicher: „Die große Zahl der Deutschen befürwortet die Demokratie, Deutschland ist eine zivile, demokratische Gesellschaft.“

Wer hören muss, wie einer Frau im Rollstuhl zugerufen wird: „Dich hat man in Ausschwitz vergessen“, der ist meist gelähmt, blockiert, schaut weg und tritt der Frau nicht unterstützend zu Seite. Meistens. Mut und Zivilcourage seien also gefragt. Eine Bürgerin warf ein, dass Begegnung an sich ein gutes Mittel gegen Parolen sei. Professor Hufer stimmte zu und ergänzte, dass er außerdem auf die Kreativität der Gruppen, die sich gegen rechte Parolen wehrt, setze. Und: „Aufklärung, Aufklärung, Aufklärung.“

  • Prof. Dr. Norbert Schöndeling.
⇥Foto: privat
    Freitags|Horizonte : Von den Anfängen der Kirchengemeinde
  • Gut gefüllt war der Dr.-Franz-Schütz-Platz bei
    Kundgebung in Büderich : Auch Meerbusch setzt ein Zeichen
  • Die beiden Landtagsabgeordneten Jochen Klenner (l.)
    NRW-Innenminister sprach zu den Themen „Sicherheit“ und „Zusammenhalt“ : Herbert Reul zu Gast beim CDU-Empfang

Zum Ende zitierte Professor Hufer Franca Magnani: „Je mehr Bürger mit Zivilcourage ein Land hat, desto weniger Helden wird es einmal brauchen.“

Das Nettetaler Bündnis für Demokratie – gegen rechts“ hatte sich im Februar gegründet. Die Gemeinsamkeit der Mitglieder besteht in der Sorge um die derzeitige politische Entwicklung im In- und Ausland. „Der Rechtsruck in den deutschen Nachbarländern macht uns Angst“, erklärte Gerd (vollständiger Name ist der Redaktion bekannt) bei der Einführung in den Abend. Die freie Meinung, die freie Berufswahl, die Zeit des Friedens – all diese Geschenke der Demokratie wolle man erhalten.

(Report Anzeigenblatt)