Videobeweis: "Das würde sich zu sehr auf den Amateurfußball auswirken"

Videobeweis : "Das würde sich zu sehr auf den Amateurfußball auswirken"

Woche für Woche streiten sich die Fußballfans auch im Kreis Viersen über strittige Schiedsrichterentscheidungen beim Fußball. Dabei könnte der Videobeweis Abhilfe schaffen - oder doch nicht? Der Extra-Tipp hörte sich zu diesem Thema einmal im Fußball-Kreis um.

Willi Kehrberg, Trainer des 1. FC Viersen: Ich halte die Einführung des Videobeweises für problematisch und zwar wegen der Auswirkungen auf den Amateurfußball. Zunächst würde er strittige Situationen im Profifußball in wenigen Sekunden klären können, wobei es tatsächlich Situationen gegeben hat, die auch nach der x-ten Zeitlupe nicht eindeutig waren. Die Tatsachenentscheidung wird aber anfechtbar. Es werden immer mehr Amateurspiele aufgezeichnet. Amateure können strittige Szenen erst im Nachhinein anfechten. Und die Einführung des Videobeweises im Profifußball würde dazu führen, dass auch Amateurvereine Videoaufnahmen ihrer Spiele als Grundlage für einen Einspruch gegen eine Spielwertung durchsetzen wollen. Die Sportgerichtsbarkeit würde sich mit Videoaufzeichnungen bis hin zu Handyaufnahmen auseinander setzen müssen. Man wüsste montags nicht, ob der Sieg vom Sonntag bestehen bleibt oder noch schlimmer: Auf- und Abstiegsentscheidungen werden vermehrt am grünen Tisch entschieden.

Marcus Steffens, Trainer der TSF Bracht: Gänzlich ablehnen möchte ich den Videobeweis nicht, da die Technik nun mal vorhanden ist und genutzt werden sollte. Dadurch könnte jedoch der Reiz des sportlich Wettkampf inklusive möglicher Fehlentscheidungen verloren gehen. Wenn der Videobeweis eingesetzt werden sollte, dann nur in begrenzter Anzahl, wie zum Beispiel beim Tennis. Jeder Trainer könnte das Medium Video ein bis zwei Mal je Halbzeit nutzen dürfen. Dies aber auch nur bei Situationen, die unmittelbar mit einem Tor in Verbindung stehen. Bei Platzverweisen sehe ich das nicht, da hier noch eine abschließende Beurteilung durch den DFB stattfindet.

Andy Winkels, Trainer bei Concordia Lötsch: Ein klares Nein zum Videobeweis. Im Großen und Ganzen akzeptieren wir doch, dass Menschen Fehler machen, gleich, ob Spieler, Trainer oder eben auch Schiedsrichter. Und genau darüber wollen wir doch nach dem Spiel oder am nächsten Tag mit unseren Freunden diskutieren können. Das gehört zum Sport dazu. Außerdem dauert dann ein Fußballspiel nicht eineinhalb, sondern zweieinhalb Stunden. Fehlerhafte Schiedsrichterentscheidungen gleichen sich über eine Saison gesehen sowieso aus. In den unteren Klassen wäre ein Videobeweis außerdem gar nicht durchsetzbar.

Willi Wittmann, Vorsitzender des Fußballkreise Kempen-Krefeld: Die Tatsachenentscheidung muss bleiben. Der Schiedsrichter muss entscheiden. Ein Spiel würde dauernd unterbrochen, weil ständig ein Videobeweis zu Rate gezogen würde. Man müsste die Regeln grundsätzlich ändern. Was sollen wir denn den Schiedsrichtern sagen, wenn wir nachweisen würden, dass sie mehrmals falsch liegen. Fehlentscheidungen gehören zum Fußball dazu. Ich glaube nicht, dass die Bundesligaschiedsrichter für einen Videobeweis stimmen würden.