Der Viersener Polizei Hauptkommissar Heiko Lammertz berichtet von seiner UN-Friedensmission im Süd-Sudan: Vier Kinder für die Erde, zwei für den Himmel

Der Viersener Polizei Hauptkommissar Heiko Lammertz berichtet von seiner UN-Friedensmission im Süd-Sudan : Vier Kinder für die Erde, zwei für den Himmel

Der Süd-Sudan ist seit Kurzem das unsicherste Land der Erde, glaubt man einer Studie im Auftrag der Vereinten Nationen. Bürgerkriege, Krankheiten, Hunger und Armut bestimmen das Bild auf den Straßen des Landes in Schwarzafrika, das etwa doppelt so groß ist wie die Bundesrepublik.

Das alles hat Heiko Lammertz, Polizeihauptkommissar aus Viersen, nicht davon abgehalten, im Rahmen einer UN-Friedensmission seit Anfang des Jahres in dem Land als „Peacekeeper“ zu arbeiten.

Jetzt ist Heiko Lammertz wieder zu Hause, auf einem dreiwöchigen Heimaturlaub. Der gebürtige Viersener wohnt in Nettetal: „Das erste Wiedersehen mit der Familie war natürlich überwältigend, aber auch das Gefühl, den Kühlschrank aufzumachen und einen Joghurt herauszunehmen.“ Denn Luxusgüter wie Joghurt gibt es in dem bitterarmen Land nicht: „Zu Beginn meiner Arbeit war ich schon etwas überfordert mit der Armut und und den Umständen im Land. Das gebe ich zu“, sagt Lammertz, der in Süd-Sudan „Bürgerarbeit“ leistet. „Ich begleite Polizisten in ihrer Alltagsarbeit, berate sie, wie sie sich in gewissen Situationen verhalten können.“

Ein großes Thema seiner Arbeit sind die Menschenrechte: „Man muss den Menschen schon einmal klar machen, dass man eine Festnahme auch bewerkstelligen kann, ohne den Täter gleich niederzuknüppeln“, sagt Lammertz. Auch die Bürger selbst berät der Polizeihauptkommissar: „Was sind meiner Rechte der Polizei gegenüber, und wie verhalte ich mich in Bezug auf Frauen und Kinder? Für westliche Wertvorstellungen sind die Diskrepanzen unvorstellbar, aber wir müssen die Kultur der Süd-Sudanesen respektieren.“ So habe jeder Mann im Süd-Sudan mindestens zwei Frauen, „eher aber drei oder vier“. „Mit jeder hat er mehrere Kinder, sechs werden als optimal angesehen.“ Traurig wird Lammertz Stimme als er erklärt, warum das dort so sei: „Im Süd-Sudan sagt man, vier Kinder sind für die Erde, zwei für den Himmel. Die Kindersterblichkeit ist einfach viel zu hoch.“ Es gibt auch viele Waisenkinder, die auf der Straße leben.

Ein Fall geht Lammertz besonders an die Nieren: „Manjoks Vater ist schon lange tot, seine Mutter kürzlich an Typhus gestorben. Wir haben ihn auf der Straße gefunden. Er ist erst drei Jahre alt.“ Kinderheime gibt es nicht. „Sie schlafen unter Marktständen und schnüffeln Benzin, um das Leid zu vergessen“, sagt Lammertz. Und manchmal verschwinden sie auch einfach: „Viele werden zu Kindersoldaten im Kongo. Es ist schrecklich“, so Lammertz. Allein in der Region Northern Bahr El Ghazal, in der Lammertz lebt, gebe es 400 bis 500 solcher Straßenkinder, die „keine Zukunft haben.“

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„Da kommen einem dann schon auch mal die Tränen in die Augen“, gibt Lammertz zu.

Um wenigstens etwas zu tun, hat Lammertz mit seinen Kollegen der UN (36 aus aller Welt sind in der Region stationiert) nun ein ehrgeiziges Projekt initiiert. Gemeinsam mit dem Verein „Lachen helfen“, eine Initiative deutscher Soldaten und Polizisten in Kriegs- und Krisengebieten, plant er ein Kinderschutzhaus, in dem erst einmal 20 bis 30 dieser Kinder einen Platz zum Schlafen bekommen sollen. „Dann müssen die Kinder nicht mehr draußen schlafen und Angst haben, verschleppt zu werden. Und sie erfahren, dass sie der Gesellschaft noch etwas bedeuten.“ Geplant ist auch, dass die Ärzte ohne Grenzen diesem Schutzhaus regelmäßige Besuche abstatten und Impfungen verteilen. Damit das Projekt umgesetzt werden kann, ist der Verein auf Spenden angewiesen. Die Polizeikollegen von Heiko Lammertz haben schon über 1.000 Euro gesammelt. Unter www.lachen-helfen.de wird das Projekt vorgestellt.

(Report Anzeigenblatt)