Schreib’ doch, watte willz!

Schreib’ doch, watte willz!

„Wer Recht hat“ oder „wer recht hat“ – wie schreibt man es richtig? Wissen Sie’s auf Anhieb? „Über handnehmen“ oder „überhand nehmen“ oder doch „überhandnehmen“? Vor 20 Jahren wurde die Rechtschreibreform eingeführt.

Heute gilt sie in der dritten Fassung von 2006.

Der Schüler an sich muss ein dickes Fell haben. Aktuell verfolgt er gebannt die Diskussion, ob Mobiltelefone in den Schulen verboten werden sollten. Unser Nachbar Frankreich hat Zeichen gesetzt. Erst wenn man 15 Jahre alt ist, sind Handys erlaubt.

Aber schon in der Vergangenheit musste der Schüler mächtig schlucken – mehr noch seine Eltern. Der Sexualkundeunterricht sorgte in den 70er Jahren für Aufregung im ganzen Land, die Einführung der Mengenlehre wurde polemisch gleichgesetzt mit dem „Verderb der Jugend“.

Und dann, vor fast genau 20 Jahren: die Rechtschreibreform. Haben wir uns nicht alle die Haare vom Haupt gerauft? Nicht nur das, wir haben uns auch auf die Barrikaden gestellt. Allen voran prominente Schriftsteller wie Günter Grass, direkt dahinter viele Zeitungsverlage, die sich nicht beugen wollten. Schifffahrt mit drei „f“ – pah, nicht mit uns. Und doch beschlossen die Kultusminister auf der Kultusministerkonferenz, dass die Neureglung der Rechtschreibung verbindlich ab dem 1. August zu gelten habe – inklusive einer siebenjährigen Übergangsfrist. Da half auch der Volksentscheid in Schleswig-Holstein vom 27. September 1998 nicht, weil der Kieler Landtag ein Jahr später wieder alles rückgängig machte. Volksbegehren in Bremen, Niedersachsen und Berlin hatten ebenfalls keinen Erfolg.

Es folgten Jahre des Hick-hacks, die Reform wurde reformiert, aus „eislaufen“ wurde „Eis laufen“ und dann wieder „eislaufen“. Für Schüler muss dieses Hin und Her wie ein unaufgeräumtes Zimmer gewirkt haben, bei dem niemand wusste, welches Teil wo hingehört. Verschiedene Verlage führten eigene Hausorthgraphien ein, richteten sich jedoch im Großen und Ganzen nach der „Dritten Fassung der reformierten Rechtschreibregeln“ vom 1. August 2006.

Das Fazit klang ernüchternd: „Schreib’ doch, wie du willst“, die Frage provozierend: „Ist Rechtschreibung jetzt Ansichtssache?“

Und so kam es, wie es kommen musste: Groß oder klein, getrennt oder zusammen – in Büros, Amtsstuben, Redaktionen oder Klassenzimmern wird immer wieder die gleiche Frage gestellt: „Wie schreibt man noch mal ...?

Eine frisch gebackene Ehe? Nein, eher eine frischgebackene Ehe, oder? Ist die „Sauerstoffflasche“ auch ein Resultat der Rechtschreibreform? „Aufwendig“ oder „aufwändig“?

Wünscht man sich jetzt noch einmal zurück in die Schule?

(Report Anzeigenblatt)