Feste Brücken bauen

Feste Brücken bauen

Städte und Gemeinden pflegen ihre Freundschaften, ihre Städtepartnerschaften in ganz Europa, manchmal sind die Bande sogar weltweit gelegt. Wir trafen Renate Dyck. Sie ist die Vorsitzende des Ausschusses für Kultur und Städtepartnerschaften in Nettetal.

Gerade war die Schaagerin aus Fenland zurückgekommen. Dort, einem District im Norden der Grafschaft Cambridgeshire mit rund 91.000 Einwohnern, hatte sie zusammen mit anderen Nettetalern ein Wochenende verbracht, hatte an Ausflügen in die nähere Umgebung teilgenommen und vor allem: hatte die Freundschaft gepflegt. Eine Freundschaft, die schon 1989 im Seerosensaal besiegelt wurde.

 Sehr feierlich und deshalb gern fotografiert: Nettetal und Fenland besiegeln ihre Freundschaft. Foto: Archiv Stadt Nettetal
Sehr feierlich und deshalb gern fotografiert: Nettetal und Fenland besiegeln ihre Freundschaft. Foto: Archiv Stadt Nettetal

Neben dem britischen Fenland ist die Stadt Nettetal auch mit dem französischen Caudebec-en-Caux und dem polnischen Elk befreundet. Mit den Freunden aus der Normandie knüpte man schon 1967, mit den Elkern 1999 die freundschaftlichen Bande. Regelmäßig finden gegenseitige Besuche statt. Vor allem der Sport, die Musik und kulturelle Institutionen sind die treibenden Kräfte, die den Austausch zwischen den Städten mit Leben füllen.

Betrachtet man es ganz nüchtern, dann ist der Zweck dieser Partnerschaften, dass sich Menschen unterschiedlicher Länder treffen. Aber dabei bleibt es natürlich nicht. Wer seit Jahrzehnten immer wieder die gleich freundliche und intensive Gastfreundschaft erfährt, lernt die Menschen in Fenland, Caudebec-en-Caux und Elk kennen, „lernt sie schätzen und erhält so einen tiefen Einblick in andere Gepflogenheiten, andere Arten des Alltags“, wie Renate Dyck es beschreibt. Daraus resultiere ein weitaus besseres Verständnis, nicht nur für die Sprache.

Für uns am Niederrhein fast undenkbar wäre, am Sonntag unter dem Auto zu liegen und irgendwelche Reparaturen vorzunehmen. Doch Renate Dyck erinnert sich an ihr Schulbuch für Englisch: „It is Sunday. Fred is lying under his car and is repairing it.“ Und tatsächlich: Sie hat’s mit eigenen Augen gesehen – eine Sonntagsbeschäftigung nicht nur in der Grafschaft Cambridgeshire. Vom Rasen mähen ganz zu schweigen.

„Ich freue mich ganz besonders, wenn Kinder und junge Menschen mitkommen“, betont Renate Dyck. Nur so sei der Kontakt langfristig aufrecht zu erhalten.

„Letztlich ist es der Mensch, der die Partnerschaften mit Leben füllt“, sagt Renate Dyck. Wenn ehemalige Initiatoren in andere Positionen im Städte leben wechselten, dann sei immer zu hoffen, dass deren Nachfolger mit genauso viel Enthusiasmus zu Werke gingen.

Jüngstes Beispiel: Sinje Weisz aus Nettetal entschied sich für ein vierwöchiges Praktikum in einem Kindergarten in Caudebec-en-Caux. Nicht nur, dass dort die örtliche Presse berichtete und ein Foto von ihr und dem Europa-Fan und Bürgermeister Bastien Coriton veröffentlichte – nein, mehr noch: Als die Familie auf ihrem Urlaubsweg in die Bretagne in Caudebec-en-Caux bei Tochter und deren Gastfamilie vorbeischaute, war das weit mehr als eine Umarmung, es war aufrichtige Freude.

2020, wenn die Stadt Nettetal ihren 50. Geburtstag feiert, sind die Partnerstädte eingeladen. Eingebunden sein wird dabei auch der Sport. Erneut sollen die Nette Spiele stattfinden.

(Report Anzeigenblatt)