Eltern krank – Kinder krank?

Eltern krank – Kinder krank?

Wie wirkt sich der Stress der Mutter auf die Schwangerschaft aus? Wie werden traumatische Erlebnisse der Eltern auf die Kinder übertragen und wie kann man sie behandeln?

Das sind einige der Fragen, die im Mittelpunkt einer Fachtagung standen, zu der der Kreis Viersen und die LVR-Klinik Viersen gemeinsam eingeladen hatten. Hintergrund ist die Erfahrung, dass in manchen Familien Großeltern, Eltern und Kinder in ähnlicher Weise psychisch auffällig sind.

Teilgenommen hatten 200 Angehörige sehr unterschiedlicher Berufsgruppen. Dazu zählen die Geburtshilfe, der Bereich Frühe Hilfen, Erziehungsberatungsstellen, Jugendhilfe, Gemeindepsychiatrie, LVR-Klinik, Jobcenter, Verwaltung, Gesundheitsamt und Betreuung.

„Gemeinsam wollen wir unserer Verantwortung für die Familien im Kreis gerecht werden“, betont Gesundheitsdezernentin Katarina Esser.

Psychische Erkrankungen können auf unterschiedlichen Wegen von einer Generation auf die nächste übergehen. „Neben den unveränderlichen genetischen Aspekten sind es vor allem auch Faktoren, die in der frühen Beziehung zwischen den Kindern und den erwachsenen Bezugspersonen, meist den Eltern, liegen“, fasst der Ärztliche Direktor der LVR-Klinik, Ralph Marggraf zusammen. „Dies zeigen Befunde der Bindungsforschung und Säuglingsforschung sehr eindrücklich.“ Spannend sei in diesem Zusammenhang, dass die Erziehungsideale während der NS-Zeit noch weit darüber hinaus fortgewirkt haben.

Die Vorträge der Experten waren breit gefächert. Sie reichten von individuellen Faktoren für Störungen bis zu gesellschaftlichen Ereignissen und Strömungen. Ein besonderer Blick galt den frühkindlichen Bindungserfahrungen. „Es gibt inzwischen sichere Belege dafür, dass sich Stresserfahrungen aus dem Babyalter bis ins Erwachsenenalter und sogar in die nächste Generation weitertragen“, fasst Gesundheitsamtsleiterin Martina Kruß die wichtigste Botschaft des Tages zusammen. Auch dem Alkoholmissbrauch während der Schwangerschaft hat sich die Fachtagung gewidmet. „Studien belegen, dass schon sehr geringe Mengen Alkohol während der Schwangerschaft bleibende Schäden am Kind verursachen können“, sagt Ärztin Gudrun Weidl vom Sozialpsychiatrischen Dienst des Gesundheitsamtes.

Ziel der Fachtagungen sind eine gute fachliche Information auf verständliche Weise und ein allgemeiner Austausch. Die LVR-Klinik Viersen und der Kreis Viersen hatten die Fachtagung in diesem Jahr schon zum sechsten Mal gemeinsam durchgeführt.

(Report Anzeigenblatt)