Eine Zeitreise mit Urban Priol

Eine Zeitreise mit Urban Priol

„gesternheutemorgen“ – so lautet der Titel des neuen Programms von Kabarettist Urban Priol. Dass er die Worte zusammenschreibt, kommt nicht von ungefähr, alles hängt doch irgendwie zusammen. Was wir mit Urban Priol auf seiner kleinen Zeitreise erleben, erzählt er uns im Interview.

Wir erwischen ihn dabei telefonisch in Portugal.

Herr Priol, „gesternheutemorgen“ – zusammengeschrieben klingt ihr Programm irritierend provokant. Nehmen Sie uns mit auf eine Zeitreise?

Vielleicht ein klein wenig. In 38 Jahren Kabarett und Comedy habe ich einen großen Erfahrungsschatz angesammelt, und mir ist aufgefallen, dass sich viele Dinge wiederholen. Erinnern wir uns – in den 80er Jahren war Ronald Reagan Präsident der USA und wir dachten, schlimmer geht nimmer. Und heute: Heute sitzt ein Trump im Weißen Haus.

Sie meinen, wir haben nichts aus der Geschichte gelernt?

Das würde ich nicht unbedingt sagen. Erfahrung macht ja bekanntlich klug, nur ist mir aufgefallen, dass das in den letzten drei Jahrzehnten vor allem auf politischer Ebene sehr oft gefehlt hat.

Wie meinen Sie das?

Nun, es gab und gibt viele gesellschaftliche Probleme, die ganz dringend eine Lösung brauchen. Wenn hier in Portugal das Thema Chemnitz die Nachrichten beherrscht und wir so ein Bild von Deutschland nach außen präsentieren, dann läuft gewaltig was schief. Es hat sich gezeigt, dass sich die Geschichte wiederholt – vielleicht nicht eins zu eins, aber eins zu eins Komma zwei oder eins Komma fünf.

Haben wir eine Chance, das zu ändern?

Ich kann nicht in die Zukunft schauen und habe auch keine Kristallkugel – was sicher toll wäre – nur wenn sich die Geschichte so weiterentwickelt, beschwören wir den heiligen Zorn des Volkes auf. Und das ist nicht gut.

Das klingt jetzt aber alles sehr ernst und ein wenig düster – das passt irgendwie nicht zu einem Programm von Urban Priol...

Naja, Politik ist eine ernste Angelegenheit. Natürlich greife ich in meinem Programm aktuelle Themen auf, aber mache einen Purzelbaum zurück und greife die schönsten Kabarettklassiker auf. Mit meinem Programm möchte ich ja auch zur Diskussion anregen und das Denken den Leuten überlassen –jeder kann am Ende seinen eigenen Schluss daraus ziehen.

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Greifen Sie in Ihrem Programm auch das lokalpolitische Geschehen auf?

Ein wenig Lokalkolorit gehört natürlich dazu. Und da ich seit den 70er Jahren ein großer Fan von Borussia Mönchengladbach bin, werde ich mir vor meinem Auftritt in Mönchengladbach sicher mal anschauen, was in Mönchengladbach so los ist.

Sie haben auf der Bühne angefangen, waren beim TV – ich erinnere an ’die Anstalt’ – ein tolles Format. Warum haben Sie aufgehört?

Wenn man von der Bühne kommt, dann kehrt man auch irgendwie wieder dorthin zurück. Elf Jahre war ich im TV und habe viele andere Dinge rund um Kabarett gemacht – und alle haben mir sehr viel Spaß gemacht. Jetzt freue ich mich aber wieder, mit meinem Programm auf die Live-Bühne zu gehen.

(Report Anzeigenblatt)