Reisebericht: Extra-Tipp-Reporterin Christiane Samuel entdeckt Plovdiv, die zweitgrößte Stadt Bulgariens: Ein kulturelles Highlight Bulgariens

Reisebericht: Extra-Tipp-Reporterin Christiane Samuel entdeckt Plovdiv, die zweitgrößte Stadt Bulgariens : Ein kulturelles Highlight Bulgariens

Plovdiv gilt als die älteste lebendige Stadt Europas und hat sich mit „Plovdiv 2019“ als europäische Kulturhauptstadt beworben – zu Recht, wie Extratipp-Reporterin Christiane Samuel nach einem mehrtägigen Besuch dort meint.

Lesen Sie hier ihren Reisebericht über die zweitgrößte Stadt Bulgariens.

Als erstes fallen mir die quirlige Lebendigkeit und das mediterrane Flair Plovdivs auf, als ich durch die Stadt bummle. Zwar komme ich mir aufgrund des verwendeten kyrillischen Alphabets mit seinen fremden 30 Zeichen fast wie ein Analphabet vor, aber die Plovdiver sind freundlich, aufgeschlossen und hilfsbereit - und sie sprechen fast alle englisch oder deutsch. Hier ist es im September noch angenehme 26 Grad warm, und das Leben findet vor allem draußen in den malerischen Gassen, der modernen Fußgängerzone und der grünen Innenstadtoase, dem Park „Zar Simeon“, ab. Dieser Park mit Restaurants, Cafés, zahlreichen Brunnen und Denkmälern, vielen Sitzgelegenheiten und einem großen Kinderspielplatz wurde vom Schweizer Lucien Chevallaz nach der so genannten „Wiedergeburt Bulgariens“, der Entstehung eines eigenen Nationalbewusstseins während der 500-jährigen osmanischen Herrschaft, angelegt. Am 6. September 1885 verkündeten bulgarische Aufständische in Plovdiv die Vereinigung des Fürstentums Bulgarien mit Ostrumelien. Seitdem gilt dieses Datum als der Tag der Wiedervereinigung.

Als ich aus dem Zar-Simeon-Park trete, befinde ich mich plötzlich mitten in der religiösen Segnungszeremonie des dort stattfindenden Honigmarktes durch einen Popen der bulgarisch-orthodoxen Kirche. Alle Umstehenden werden einfach miteinbezogen, erhalten eine Wachskerze in die Hand, dürfen danach den leckeren Honig probieren. Mit etwa 366.779 Einwohnern ist Plovdiv heute die zweitgrößte Stadt Bulgariens. Sie liegt in der Thrakischen Ebene an beiden Ufern der Mariza unweit der Rhodopen und bietet mit der malerischen Altstadt, den vielen kulturellen Schätzen und der sehenswerten Natur in der Umgebung für jeden Reisegeschmack etwas. Sie umfasst die sechs Hügel Nebet Tepé, Dschambas Tepé, Taksim Tepé , Sachat Tepé, Dschendem Tepé und Bunardschik.

Bis Mitte des 20. Jahrhunderts existierte noch ein weiterer Hügel, Markowo Tepé, der aber zerstört wurde. Die ältesten Siedlungsspuren im heutigen Stadtgebiet stammen aus dem 6. Jahrtausend v. Chr. Eine thrakische Siedlung wurde auf das 5. Jahrhundert vor Christus datiert. Später ließen sich Mazedonier, Römer, Kelten, Slawen, Bulgaren und Türken in der Stadt nieder und hinterließen ihre Spuren. Direkt unterhalb einer der Haupteinkaufsstraßen liegt das römische Stadion, halb im Boden versenkt und teilweise freigelegt, nur wenige Meter von der Moschee aus dem 15. Jahrhundert entfernt. Im 2. Jahrhundert war es der Schauplatz für Tier- und Gladiatorenkämpfe, bot Platz für rund 30.000 Zuschauer. Überhaupt stoße ich überall in der Stadt auf Ausgrabungsstätten – immer wieder werden hier zufällig bei Bauarbeiten irgendwelche Überreste vergangener Zeiten gefunden. So entdeckte man auch ein weiteres beeindruckendes Bauwerk: das antike Marmortheater – gebaut unter Kaiser Trajan zu Beginn des 2. Jahrhunderts n.Chr.- wurde zehn Jahre lang unter einer 15 Meter dicken Erdschicht freigelegt. Die 7.000 Zuschauerplätze sind auf zwei Ränge mit jeweils 14 Reihen verteilt. Vor den Überresten der Säulen werden heute wieder Theaterstücke und Konzerte aufgeführt- hier findet auch jährlich das bekannte Opernkunstfestival statt. Im 18. und 19. Jahrhundert wurde die Stadt unter osmanischer Herrschaft zu einer blühenden Handelsstadt mit multikultureller Bevölkerung. Nun kamen noch Armenier, Griechen, Juden, Venezianer, Deutsche und Österreicher hinzu, später unter kommunistischer Regierung dann die zwangsintegrierten Roma. Etwas mehr ins europäische Bewusstsein geriet Plovdiv durch die 2012 dort ausgerichteten Ruder-Weltmeisterschaften, 2015 werden hier die U-17-Europameisterschaften im Fußball stattfinden.

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Von der Festungsmauer am höchsten Punkt der Stadt habe ich eine herrliche Aussicht auf die alte Stadt am Fluss Mariza. Von dort geht es dann steil hinunter, durch enge Gassen, unter den vorspringenden Erkern der sogenannten Wiedergeburtshäuser entlang. Reiche Kaufleute haben sich die wunderschönen Häuser gebaut, jedes ein kleiner Palast. Die zwei- bis dreigeschossigen Häuser sind bunt bemalt, haben hölzerne Balkone und geschnitzte Dachgesimse. Überall kann man hier lecker und günstig essen – auch die bulgarische Küche ist eine bunte Mischung vieler Kulturen. Mir hat es besonders der Shopska-Salat mit den geschmacksintensiven Tomaten und Gurken angetan. Unbedingt empfehlenswert ist auch ein Ausflug in die nahen Berge – hier auf ca. 1500 Höhenmetern gibt es zahlreiche Ski- und Erholungsorte. Imposant sind neben den zahlreichen Schluchten besonders die sogenannten „Wunderbrücken“, ein beeindruckendes Felsphänomen.

(Report Anzeigenblatt)