Zeitzeugen des Zweiten Weltkriegs: Zum ersten Mal Schokolade

Zeitzeugen des Zweiten Weltkriegs : Zum ersten Mal Schokolade

Am 9. Mai jährt sich das Ende des Zweiten Weltkriegs zum 70. Mal. Der Extra-Tipp sprach mit den Menschen, die die Zeit des Zweiten Weltkriegs erlebten und fasst deren Geschichten in unserer neuen Serie "Zeitzeugen" zusammen.

Los geht es mit Manfred Duchna, der den Krieg als Kind in Waldniel erlebte.

Die Geschichte von Manfred Duchna ist eng mit der der Karnevalsgesellschaft "Schörkarello" verbunden. Der Verein wurde am Rosenmontag 1933 gegründet. "Vereinsgründungen waren in dieser Zeit eigentlich verboten. Doch Schörkarello war während der Zeit des Nationalsozialismus auch immer so etwas wie stiller Widerstand gegen die Nazis. Leider starben einige Mitglieder des Vereins im Krieg. Ich kann mich aber immer noch gut an die Anstecknadeln der Schörkarello-Mitglieder erinnern", sagt Manfred Duchna, der 1935 als mittleres von drei Geschwistern in Waldniel geboren wurde. Die Anfangsjahre von Schörkarello und den zweiten Weltkrieg erlebte er also als Kind.

"Wegen der Kriegsumstände war meine Schulzeit in Waldniel von großen Unterbrechungen geprägt. Bildung war damals eher nachrangig - wir mussten irgendwie Geld verdienen und den Hunger stillen, als der Krieg zu Ende ging", sagt Duchna, der aber auch schöne Erinnerungen aus der Endzeit des Zweiten Weltkriegs hat.

Im Keller geschlafen

Täglich traf man sich mit vielen anderen Kindern auf dem Waldnieler Marktplatz zum Spielen. "Zwar mussten wir Kinder wegen der drohenden Luftangriffe nachts immer im Keller schlafen, aber zum Glück blieb der Ort Waldniel von Zerstörungen weitestgehend verschont. Ich war sogar zumeist mit meinem Vater draußen, wenn die Flieger kamen. Von Waldniel aus konnte man die Lichter der Bomben auf Mönchengladbach sehen. Dann war es mitten in der Nacht plötzlich taghell", sagt er.

Noch nie einen Farbigen gesehen

Auch an den Einmarsch der Amerikaner bei Kriegsende erinnert er sich gut. Alle hätten sich im Keller versteckt, und als seine Mutter nach oben ging, um zur Toilette zu gehen, habe auf der Treppe plötzlich ein farbiger US-Soldat mit Maschinengewehr gestanden. "Wir hatten zuvor noch nie einen farbigen Menschen gesehen und haben uns zuerst sehr erschreckt," sagt er in Erinnerung daran. Und er fährt fort: "Aber wir erfuhren — auch dank meiner älteren Schwester, die wie jedes junge Mädchen von den amerikanischen Soldaten umworben wurde - jede Menge Gutes von den Besatzern. So habe ich erstmals in meinem Leben diese leckere Köstlichkeit namens Schokolade gegessen!"